29.08.2013

Barbara Loftus

Lieder ohne Worte – Bilder der Erinnerung

Die in Brighton lebende Malerin Barbara Loftus zeigt im Ephraim-Palais einen Werkkomplex von außergewöhnlicher Prägnanz. Gerade einmal 16 Gemälde genügen, um die – scheinbar – behagliche Welt ihrer jüdischen Großeltern in Berlin-Schöneberg heraufzubeschwören. Sie kombiniert klassische figurative Ateliermalerei mit Inszenierung, historischer Recherche und digitalen Medien. Das aktuelle Projekt beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel von persönlicher Erinnerung und historischen Ereignissen. Die Betrachter tauchen in eine Atmosphäre ein, auf die der Begriff „Deutsch-jüdische Symbiose“ zutrifft, gerade als diese endgültig zur Illusion wird. Während auf dem Piano Mendelssohn Bartholdys „Lieder ohne Worte“ verklingen, dringt das Böse in Gestalt von Braunhemden und Möbelpackern ein, die den Hausrat im Zuge der „Reichskristallnacht“ konfiszieren. Heute erinnern Stolpersteine vor dem Haus Keithstraße 14 an die 1942 in Auschwitz ermordete Familie.

Nur die Mutter der Künstlerin überlebte den Holocaust in England. Die Hoffnung, ihre Verwandten wiederzusehen, zerschlug sich mit Kriegsende. Dieses Leid verschloss sie in sich. Wie die meisten Emigranten negierte sie ihre deutsche Herkunft, auch gegenüber der nachfolgenden Generation. Erst im Alter berichtete sie ihr davon. Barbara Loftus brachte ihre Mutter dazu, ihre Erinnerungen

in einem immer noch berlinisch gefärbten, mit deutschen Einsprengseln versehenen Englisch auf Tonband zu sprechen. In einem eigens für die jetzige Ausstellung produzierten Film wird diese Aufnahme so verwendet, dass sich die Stimme der inzwischen Verstorbenen mehrfach aus der Stille heraus erhebt und wieder abebbt – so, wie Barbara Loftus’ Kompositionen langsam aus dem Grund der Leinwand erwachsen, dann durch Untermalung zu verschwinden drohen und schließlich mit finalem Farbauftrag wieder aufscheinen. So verschmelzen im Film die verbalen Erinnerungen der Mutter mit den gemalten Imaginationen der Tochter.

 

Ephraim-Palais | ab 04.09.2013

Adresse Poststraße 16 | 10178 Berlin
Infoline Tel. (030) 24 002–162 | info@stadtmuseum.de
Laufzeit 04.09.2013 bis 19.01.2014

 

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