18.06.2013

Ein Glücksfall! | Mit Kennedy durch Deutschland

Der Nachlass des Berliner Journalisten Rolf Goetze (1921–1988) im Stadtmuseum Berlin

Es war eines der aufsehenerregendsten Ereignisse der deutschen Nachkriegsgeschichte:
Der Deutschland-Besuch des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy im Frühsommer 1963. Als einer der Wenigen folgte der Berliner Journalist Rolf Goetze Kennedy während seiner gesamten Deutschland-Reise und dokumentierte dieses mediale Großereignis in Farbe. Anders als das Material seiner Kollegen ist sein Bestand nie von Agenturen verwertet worden und ist der Öffentlichkeit daher so gut wie unbekannt.

Im Rahmen des Festaktes des Regierenden Bürgermeister von Berlin anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Kennedy-Besuches, am 26. Juni 2013 im Schöneberger Rathaus, präsentiert das Stadtmuseum Berlin erstmals ausgewählte Aufnahmen aus der Serie „Mit Kennedy durch Deutschland“ aus dem fotografischen Nachlass von Rolf Goetze. Die Arbeiten faszinieren besonders durch die Nähe des Betrachters zum Geschehen und den aufmerksamen Blick auf die Begleiterscheinungen des Staatsbesuches im Stadtbild und beim Publikum. Sie vermitteln dadurch auf sehr direkte Weise einen atmosphärischen Eindruck dieses denkwürdigen Ereignisses.

Der gesamte Nachlass umfasst etwa 24.000 Farb-Dias, die Goetze seit den 1950er Jahren für seine Lichtbildvorträge zu diversen Berlin-Themen anfertigte. Er bewahrte die Sammlung in 125 thematisch sortierten Zigarren-Kästen auf. Es ist bemerkenswert, dass er, trotz Zeiten politischer Teilung, sowohl West-Berlin als auch den Ostteil der Stadt und die Umgebung Berlins fotografisch abgebildet hat. Goetze dokumentierte herausgehobene politische Ereignisse, Grundsteinlegungen, Eröffnungen, auch bedeutende Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, den Wiederaufbau Berlins nach 1945 ebenso wie historisch und politisch bedeutsame Gebäude. Auch zahlreiche Alltagssituationen und das Leben der ganz normalen Berliner in der geteilten Stadt werden in seinen Aufnahmen reflektiert. Neben den Fotografien zum Besuch von John F. Kennedy kann seine systematische Beschäftigung mit der Berliner Mauer, den Absperr- und Grenzanlagen zwischen Ost- und West- Berlin in den Jahren 1957–1977 sowie mit Ereignissen und Orten, die die Folgen der Teilung vor Augen führen (Mauer-Tote, Demonstrationen etc.) als besonders herausragend bezeichnet werden.

Die umfangreiche Sammlung wird im Stadtmuseum Berlin schrittweise aufgearbeitet. Bilder seiner Serie zum Kennedy-Besuch werden ab Ende Juli 2013 für die Öffentlichkeit unter stadtmuseum.de zugänglich sein. Für November 2014 ist im Ephraim-Palais des Stadtmuseums Berlin eine umfangreiche „West-Berlin“-Ausstellung geplant. 

Rolf Goetze (1921–1988)

Rolf Goetze wurde am 2. Januar 1921 in Berlin geboren. Er entstammte einer Hugenottenfamilie, die bereits über zehn Generationen in Berlin ansässig war. Nach seiner Ausbildung zum Regie- und Kamera-Assistenten bei den Döring-Film-Werken in Berlin 1941 zur Wehrmacht einberufen, war er 1942/43 als Filmberichterstatter tätig. Nach der Schlacht um die Hafenstadt Brest in der Bretagne geriet er im September 1944 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Im Januar 1945 kam er in verschiedene Kriegsgefangenenlager in den USA. Dort gab er Englisch-Unterricht, gründete eine Theatergruppe und betreute als Sprecher und Programmredakteur den Lagerfunk. Im Mai 1946 entlassen, kehrte er in seine Heimatstadt Berlin zurück, wo er zunächst als Dolmetscher und Assistent für die Dependents School in Berlin-Dahlem arbeitete. Wenige Monate später wechselte er zum RIAS Berlin. Dort war er bis 1971 unter anderem als Dramaturg und Hörspielautor tätig. In den 1950er Jahren beantwortete der profunde Kenner der Berlin-Geschichte auch Anfragen von Hörern (RIAS-Antwortmann).

Parallel begann er mit seiner Vortragstätigkeit im In- und Ausland vor allem zu Berlin-Themen und schrieb Artikel unter anderem für den Tagesspiegel, die New Yorker Staats-Zeitung und Herold, den Telegraf und die Berliner Morgenpost.
1972–75 wirkte er als Programmdirektor der Kultur-Gemeinschaft URANIA Berlin, der er schon lange durch seine Lichtbildvorträge verbunden war, bevor er freischaffend tätig wurde.

Rolf Goetze starb am 17. Juni 1988 in Celle. 

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Kontakt

Anja Schulze

Leitung Kommunikation

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