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Kopfputz
Ausstellung: 23.01.2013 – 20.05.2013
Manchmal stoßen wir erst darauf, wenn wir nach einem Todesfall den Haushalt auflösen müssen. In den alten Kleiderschränken finden sich eigentlich immer Hüte – Männerhüte, Frauenhüte, auch Kinderhüte. Ohne Kopfbedeckung ging man noch vor 50 Jahren nicht aus dem Haus. Es gab entsprechend viele für verschiedene Jahreszeiten oder besondere Anlässe, etwa eine Hochzeit, oder den Kirchgang oder ein Begräbnis. Die „guten“ Hüte verwahrten die Besitzer oft in speziellen Behältnissen; so wertvoll waren diese. Und dazu finden sich auch jede Menge Kopftücher, säuberlich gefaltet und aufeinander geschichtet, die man im Alltag trug – auf dem Lande mehr als in der Stadt und dort auch an Sonntagen.
Und heute? Im Berliner Straßenbild sind Hüte nur noch sehr selten zu sehen. Und Kopftücher? Die haben gewissermaßen die Religion gewechselt und finden sich so gut wie ausschließlich auf den Köpfen von Musliminnen. Und nicht nur das: Sie sind nicht mehr allein eine Kopfbe- deckung, sondern wurden in der öffentlichen Diskussion zum Gesinnungs-Zeichen aufgeladen. In Berlin gilt das sogenannte „Neutralitätsgesetz“, welches das Tragen von jeglichen religiösen Symbolen – wozu auch das Kopftuch gerechnet wird – in Bereichen des öffentlichen Dienstes mit hoheitlichen Aufgaben wie Schule, Polizei und Justiz untersagt.
Beim Gang durch die Dauerausstellung im Märkischen Museum fällt dagegen auf:
Überall Kopfbedeckungen z.B. auf den historischen Straßenszenen, natürlich auch Kopftücher. Unter diesen Darstellungen haben wir uns zwölf Beispiele herausgesucht, an denen wir mit anderen, überraschenden Objekten unsere Besucher anregen wollen genau hinzusehen.
Wir nennen das „BlickWechsel“. Der eine oder die andere werden sich möglicherweise erinnern: Die Personen auf den Fotos in den alten Alben trugen noch ganz selbstverständlich Kopfbedeckungen. Unsere Besucher werden vielleicht zum Nachdenken angeregt, zu einem Aufräumen im Kopf, eben einem „Kopfputz“. Würde die Muslimin mit ihrem Kopftuch so auffallen, wenn jede/r auf der Straße irgendeine Kopfbedeckung trüge?
Mit „Kopfputz“ beginnt das Stadtmuseum Berlin das neue Ausstellungsformat „BlickWechsel“. In regelmäßigen Abständen wollen wir unsere Dauerausstellung unter bestimmten Themen hinterfragen und unseren Besuchern immer wieder neue, überraschende, berührende Seherlebnisse verschaffen. Im Themenjahr „Zerstörte Vielfalt“ ist der nächste „BlickWechsel“ im September 2013 schon fest geplant.
BEGLEITPROGRAMM
21.02.2013 | 19 Uhr
LESUNG: Einmal Hans mit scharfer Soße. Ali zum Dessert.
Mit Hatice Akyün
„Ich bin Journalistin, das heißt, ich arbeite viel, habe wenig Geld und noch weniger Zeit. Ich trage kein Kopftuch und bin nicht zwangsverheiratet, weswegen ich noch immer keinen Ehemann habe.“ Die deutsch-türkische Journalistin Hatice Akyün rückt humorvoll und pointiert den Eigenarten ihrer türkischen und deutschen Landsleute zu Leibe. Sie lässt uns teilhaben an dem wundervollen Abenteuer, in zwei Familien zu Hause zu sein.
Die Lesung findet im Rahmen des Projekts BlickWechsel zum Thema „Kopfputz“ statt.
Eintritt 5,00 / erm. 3,00 Euro
Anmeldung unter Infoline (030) 24 002-162