Karl Friedrich Schinkel

Berlins bedeutendster Baumeister

Schinkel (1781–1841) war eine vielseitig begabte Persönlichkeit – nicht nur als Architekt, Baubeamter, Denkmalpfleger und Stadtplaner, sondern auch als Maler, Zeichner, Bühnenbildner und Designer. Doch vor allem seine zahlreichen Bauwerke prägen Berlin bis heute. Ob Neue Wache, Schauspielhaus, Schloßbrücke oder Friedrichswerdersche Kirche: Sein Werk markiert den Übergang vom Klassizismus zum Historismus.

Schinkels zwischen 1797 und 1799 entstandene Zeichnung eines Teufels mit Ziege und Kirche verbindet jugendliche Fantasie mit Skizzen eines werdenden Architekten. © Stadtmuseum Berlin

Geboren wurde Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1781 in Neuruppin als zweites von fünf Kindern von Dorothea und Johann Cuno Christian Schinkel, einem Verwaltungsangestellten der evangelischen Kirche. Nach dessen frühem Tod musste die Mutter allein für die Kinder sorgen. Ihr Umzug mit der Familie nach Berlin 1794 ermöglichte Karl Friedrich den Besuch des Gymnasiums zum Grauen Kloster. Als der Siebzehnjährige 1798 in der Ausstellung der Preußischen Akademie der Künste den Entwurf des Baumeisters Friedrich Gilly (1772–1800) für ein Denkmal Friedrichs des Großen sah, entschloss er sich, Architekt zu werden.

Noch im selben Jahr begann er, die Lehranstalt zum Unterricht junger Leute in der Baukunst zu besuchen. Geleitet wurde sie von eben jenem Friedrich Gilly und dessen Vater David (1748–1808), einem bedeutenden preußischen Architekten und Baubeamten, in deren Haus Karl Friedrich mit weiteren jungen angehenden Architekten auch wohnte. Während der Ausbildung beeinflusste ihn vor allem der Unterricht bei Friedrich, einem Hauptvertreter des Klassizismus in Deutschland, mit dem ihn bald eine Freundschaft verband. 1799 trat Schinkel in die Berliner Bauakademie ein, wo neben den beiden Gillys die Architekten Carl Gotthard Langhans und Heinrich Gentz zu seinen Lehrern gehörten.

Stuhl mit geschnitzter Lehnenfüllung, Entwurf: Karl Friedrich Schinkel, Berlin, 1833 © Stadtmuseum Berlin | Reproduktion: Michael Setzpfandt

Nach dem Tod der Mutter und des verehrten Freundes Friedrich Gilly im Jahr 1800 brach Schinkel das Studium ab und arbeitet daran mit, Gillys unvollendete Bauten weiterzuführen. In dieser Zeit entstanden auch zahlreiche eigene Entwürfe für Architektur, die zumeist unverwirklicht blieben, sowie Entwürfe für Möbel und Porzellan. Eine prägende Studienreise führte Schinkel 1803 nach Italien, von wo er über Frankreich 1805 nach Berlin zurückkehrte. Unterwegs fertigte er zahlreiche Landschaftszeichnungen und -aquarelle sowie reine Architekturdarstellungen, doch letztlich lassen sich in Schinkels Werk Malerei und Architektur nie scharf voneinander trennen.


Berliner Schloßbrücke mit Museum, Dom (1893 abgerissen) und Schloss, Aquatinta-Radierung von Karl Friedrich Schinkel (95 x 49,6 cm), Berlin, 1823. Alle vier Bauwerke wurden von Schinkel entworfen, umgebaut oder mitgestaltet. © Stadtmuseum Berlin | Reproduktion: Oliver Ziebe

Mit der Besetzung Deutschlands durch das napoleonische Frankreich von 1806 bis 1813 gingen die Bautätigkeit in Preußen und damit verbundene Aufträge stark zurück. Schinkel verdiente sein Geld nun hauptsächlich als Zeichner und Maler geografischer und historischer Themen. Am 17. August 1809 heiratete er Susanne Berger, die Tochter eines Stettiner Weinhändlers. Mit ihr hatte er vier Kinder: Marie (geboren 1810), Susanne (1811), Karl Raphael (1813) und Elisabeth (1822). 1810 vermittelte ihm Wilhelm von Humboldt eine Anstellung, zunächst als entscheidungsbefugter Sachbearbeiter (Dezernent) für künstlerische Fragen, dann als Geheimer Oberbauassessor in der Berliner Oberbauverwaltung.

Eisernes Kreuz 2. Klasse, Berlin, 1813 © Stadtmuseum Berlin | Reproduktion: Michael Setzpfandt

Beruflicher Durchbruch

Für das Berliner Schloss entwarf Schinkel die Inneneinrichtung der Räume von Königin Luise. Im März 1813 wurde er damit beauftragt, das Eiserne Kreuz zu gestalten, eine Auszeichnung für Tapferkeit in den Befreiungskriegen gegen die napoleonische Herrschaft. 1815 wurde er zum Geheimen Oberbaurat ernannt und konnte sich endlich seinem eigentlichen Beruf widmen, der Architektur.

In seiner neuen Position war er dafür verantwortlich, Berlin in eine repräsentative Hauptstadt umzugestalten. Zudem verwirklichte er Projekte in den preußischen Provinzen, vom Rheinland bis nach Ostpreußen. Aufgrund des kriegsbedingt knappen Staatshaushalts waren für die zahllosen Bauaufgaben vor allem preiswerte Lösungen gefragt. Dabei spielte der klassisch-schnörkellose, damals so genannte griechische Stil zunächst die Hauptrolle. Berliner Beispiele dafür sind Schinkels Neue Wache (Bauzeit 1816–1818) Unter den Linden, das Schauspielhaus (1818–1821, heute Konzerthaus) am Gendarmenmarkt und das Alte Museum (1825–1830) am Lustgarten – allesamt Hauptwerke des Klassizismus in Preußen.


Diese Aquatinta-Radierung von Friedrich Jügel nach Karl Friedrich Schinkel zeigt das Schauspielhaus (heute Konzerthaus Berlin) kurz nach der Vollendung um 1822. © Stadtmuseum Berlin

Zunehmend wurde Schinkel als Baugutachter tätig. Dazu gehörten zahlreiche Reisen, auf denen er zum Beispiel 1816 den erst teilweise fertiggestellten, aber bereits verfallenden Kölner Dom kennenlernte. Begeistert setzte er sich fortan dafür ein, den Bau zu erhalten und weiterzuführen. In diesem Zusammenhang wurde er zum Mitbegründer der Denkmalpflege in Preußen.

Taufbecken aus Zinkguss nach Schinkel-Entwurf © Stadtmuseum Berlin | Reproduktion: Gunter Lepkowski

Schöpferisches Netzwerk

Durch seine zahlreichen Kontakte zu Kunst- und Geistesgrößen, darunter der Dichter Johann Wolfgang von Goethe, entstand ein schöpferisches Netzwerk, mit dem sich Schinkel über künstlerisch-ästhetische Fragen austauschte. So gab er gemeinsam mit dem Beamten und Politiker Christian Peter Wilhelm Beuth von 1822 bis 1837 die Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker heraus. Diese und ähnliche Veröffentlichungen bildeten mit umfangreichen Sammlungen großformatiger Kupferstiche überwiegend antike Formen und Muster ab. Als ästhetische Orientierungshilfe für Gewerbeschulen und Produktion sollten sie dazu beitragen, Gebrauchsgegenstände sowohl nützlich als auch schön zu gestalten und die beginnende Industrialisierung Preußens fördern.

Mit Beuth reiste Schinkel unter anderem nach England und Schottland, um die dortige Architektur und das hochentwickelte Ingenieurswesen kennen zu lernen. Eindrücke von dieser Reise flossen in den Entwurf für die Bauakademie (errichtet 1832–1836, abgerissen 1962) gegenüber dem Berliner Schloss ein, dem in Konstruktion und Ausgestaltung wohl zukunftsweisendsten Bauwerk des Architekten. In der zuvor erbauten Friedrichswerderschen Kirche (1824–1830) verbinden sich romantisch-mittelalterlich Formen mit aus England stammenden Details.


Diese bisher unveröffentlichte Zeichnung von Andreas Kraska aus dem Jahr 1905 zeigt das selten dargestellte, in den 1870er Jahren umgebaute Treppenhaus in Schinkels Berliner Bauakademie. © Stadtmuseum Berlin

Der „Schinkelstil“ setzt sich durch

Am 16. Dezember 1830 wurde Schinkel zum Geheimen Oberbaudirektor und Leiter der Oberbaudeputation befördert. Diese Einrichtung begutachtete alle staatlichen Bauvorhaben im Königreich Preußen ab einem Auftragswert von 500 Talern in wirtschaftlicher, funktionaler und ästhetischer Hinsicht. Dabei behielt sich Schinkel vor, sämtliche Entwürfe persönlich zu überarbeiten, wodurch die öffentlichen Bauten in ganz Preußen stilistisch vervollkommnet wurden. So setzte sich ein weithin verbreiteter Schinkelstil durch. 1838 wurde Schinkel schließlich zum Oberlandesbaudirektor und Architekt des Königs ernannt. Damit hatte er den Höhepunkt seiner Architektenlaufbahn erreicht.

Die Portraitbüste aus Marmor, eine um 1900 entstandene Kopie nach dem Original (1819) von Christian Friedrich Tieck, zeigt den Architekten in idealisierter Haltung. © Stadtmuseum Berlin

Seit den 1830er Jahren gesundheitlich angeschlagen, hatte Schinkel in mehreren Kuraufenthalten versucht, seine Beschwerden zu lindern. Das gewaltige Arbeitspensum – zum Schluss das gesamte öffentliche Bauwesen Preußens – hatte ihn immer mehr überlastet. Nach mehreren Schlaganfällen und einjährigem Leiden starb Karl Friedrich Schinkel am 9. Oktober 1841. Am 12. Oktober wurde er auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof an der Chausseestraße beigesetzt. Seine letzte Ruhestätte, noch von ihm selbst entworfen, ist heute ein Ehrengrab des Landes Berlin.

In den Sammlungen des Stadtmuseums Berlin sind zahlreiche Sachzeugnisse von Karl Friedrich Schinkel erhalten, zum großen Teil sichtbar in der Sammlung Online. Wer am historischen Ort in Schinkels Epoche eintauchen möchte, kann dies im Museum Knoblauchhaus, das in authentischem Ambiente und mit originalen Objekten in die Epoche des Architekten und seines jüngeren Kollegen Eduard Knoblauch führt.

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