Kunckels Goldrubinglas

Das brandenburgische Luxusgut, sein Hersteller und die Verheißung der rubinroten Teekanne

Zur Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm war das Goldrubinglas aus der Mark Brandenburg, in dem tatsächlich ein wenig Gold steckt,  europaweit bekannt. Erfahren Sie in diesem Beitrag und dem zugehörigen Podcast mehr über das rubinrote Luxusgut und lernen Sie seinen Hersteller kennen, den Chemiker Johannes Kunckel!

Johannes Kunckel von Löwenstern wurde 1630 in Hütten bei Rendsburg (Schleswig) als Sohn eines Chemikers geboren. Die ersten Unterweisungen in den Naturwissenschaften erhielt er durch seinen Vater.

Johannes Kunckel, um 1690, Öl auf Leinwand © Stadtmuseum Berlin

Nach den Lehrjahren wurde Johannes Kunckel an den sächsischen Hof verpflichtet, um dort Gold für den Kurfürsten herzustellen. Dieser blieb ihm jedoch über Monate sein Gehalt schuldig. Die Begründung: Wenn Kunckel wirklich Gold machen könne, dann brauche er keine Bezahlung, und wenn er es nicht könne, dann sei er die Bezahlung auch nicht wert. So folgte Johannes Kunckel 1678 dem Ruf des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm nach Berlin, wo er als Geheimer Kammerdiener für 500 Taler Jahresgehalt angestellt wurde.

Neue Impulse für Brandenburgs Wirtschaft

Friedrich Wilhelm, auch bekannt als der Große Kurfürst, erhoffte sich von dem erfahrenen Chemiker und Alchimisten neue Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung seines Landes, denn Kunckel hatte über Phosphor geforscht und mit Ars Vitraria Experimentalis oder vollkommene Glasmacher-Kunst ein Standardwerk über die Glasherstellung verfasst.

Das Buch „Ars Vitraria Experimentalis, oder vollkommene Glasmacher-Kunst“ © Stadtmuseum Berlin

Zwar hatte der Kurfürst die brandenburgische Glasherstellung, die auf heimische Rohstoffe zurückgreifen konnte, schon ganz allgemein gefördert und durch Importverbote gestützt. Doch nun wollte er mit Kunckels Hilfe hochwertiges Glas für den Export produzieren. Bis dahin war es nur in der Drewitzer Hütte – einer von vier kurfürstlichen Glashütten – möglich gewesen, die besonders hochwertigen Kristallgläser herzustellen. 1678 übernahm Kunckel diese Hütte, ein Jahr später eröffnete er eine weitere in Potsdam. Hier produzierte er unter anderem sogenannte Korallen: farbige, allerdings wertlose Glasperlen, die von der Guineaschen Compagnie in den brandenburgischen Kolonien Afrikas gegen wertvolle, in Europa begehrte Waren eingetauscht wurden.

Erfolgreiche Experimente

Durch seine Experimente gelang es Kunckel, das sogenannte Goldrubinglas entscheidend weiter zu entwickeln und in größerer Stückzahl zu produzieren. Produkte aus diesem kostbaren Glas, dessen Farbe dem des Edelsteins Rubin gleicht, waren bald schon als Luxusartikel gefragt und darüber hinaus bestens für den Export geeignet.

Glas-Schlackesteine von Kunckels Laboratorium auf der damals zu Potsdam gehörenden Pfaueninsel © Stadtmuseum Berlin

Zehn Jahre lang arbeitete Kunckel unter kurfürstlichem Schutz in Berlin und Potsdam. 1685 übereignete der ihm Große Kurfürst sogar eine kleine Insel in der Havel, die heutige Pfaueninsel, wo er in seinem eigenen Laboratorium ungestört experimentieren konnte. Nach dem Tod seines Gönners 1688 fiel Kunckel jedoch am brandenburgischen Hof in Ungnade. Er verließ Berlin und trat eine Stelle als Bergrat (Bergwerksverwalter) beim schwedischen König Karl XI. an. Als außergewöhnlicher Wissenschaftler genoss er hier noch viele Jahre hohes Ansehen und wurde sogar in den Adelsstand erhoben

1703 starb Kunckel in Bernau bei Berlin. Zwar war es ihm wie allen anderen Alchimisten nie gelungen, Gold zu erzeugen. Doch bis heute ist das Goldrubinglas untrennbar mit seinem Namen verbunden.

„Die Verheißung der rubinroten Teekanne“

Der Wissenschaftspodcast Hinter den Dingen. 5000 Jahre Wissensgeschichte zum Mitnehmen und Nachhören erzählt die Wissensgeschichte der Vormoderne durch akustische Reisen, ausgehend von einzelnen Objekten. Die erste Episode, „Die Verheißung der rubinroten Teekanne“ beschäftigt sich mit der Kunckel-Kanne aus der Sammlung des Stadtmuseums Berlin, die in der Dauerausstellung BerlinZEIT im Märkischen Museum zu sehen ist.

Herausgegeben wird der Podcast wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Sonderforschungsbereich 980 „Episteme in Bewegung“ der Freien Universität (FU) Berlin.

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