Künstliche Biotope

Georg Kolbe Museum

 

Lehmbruck, Kolbe, Mies van der Rohe und Anne Duk Hee Jordan

Ausstellung: 11.6. – 28.8.2022

Die Ausstellung „Künstliche Biotope“ untersucht die fruchtbare Beziehung von Architektur, Skulptur und Natur in ihrem energetischen Wechselspiel. Das Stadtmuseum Berlin ist mit der Leihgabe „Kopf eines Denkers“ (1918) des Bildhauers Wilhelm Lehmbruck aus der Skulpturensammlung vertreten.

Die Skulptur der Moderne rekurriert in vielfacher Hinsicht auf Wachstums- und Vergänglichkeitsprozesse der Natur – und auch die Architektur jener Jahre bedient sich intensiver Rückkoppelungen an die Natur, dynamisiert Fließgesetze von Luft und Licht und fördert einen neuartigen Umgang mit organischen und technischen Materialien in der Synthese. Die innovative Zusammenarbeit von Bildhauer*innen und Architekt*innen aktualisierte eine seit der Antike überlieferte Beziehung.

Im großen Bildhaueratelier Georg Kolbes treffen die Werke dreier Protagonisten der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts – Wilhelm Lehmbruck, Georg Kolbe und Ludwig Mies van der Rohes – auf eine Installation von Anne Duk Hee Jordan (geb. 1978), die das Thema der Ausstellung in einem zeitgenössisch veränderten Diskurs von Mensch und Natur aufgreift und in eine neue Dimension überführt. Die Künstlerin beschäftigt sich in ihren Environments, in denen natürliche Materialien auf motorisierte Objekte treffen, mit den Themen Transformation und Vergänglichkeit. Im Sinne von Donna Haraways ‚naturecultures‘ imaginiert sie eine Welt, in der die verschiedenen Agenten jenseits des Menschen miteinander verwoben sind und aufeinander reagieren – wo das Organische mit dem künstlich Geschaffenen eine Symbiose eingeht und so die klaren Grenzen von ‚Natur‘ und ‚Kultur unterwandert.

Wilhelm Lehmbruck: Kopf eines Denkers, 1918 © Stadtmuseum Berlin

„Kopf eines Denkers“

Der Kopf eines Denkers entstand 1918, im letzten Jahr des ersten Weltkrieges. Ein Jahr später schied Wilhelm Lehmbruck in Berlin freiwillig aus dem Leben. Als überaus sensibler Mensch zerbrach er an den Erfahrungen des Krieges, dem Ausgeliefertsein und dem eigenen Ohnmachtsgefühl gegenüber dem herrschenden Materialismus. Schon die 1916/17 entstandene Figur Sitzender Jüngling kann als Metapher für die Sinnlosigkeit des Krieges und als ein Symbol tiefer Resignation verstanden werden. Der Kopf eines Denkers, der auch als ein verborgenes Selbstbildnis des Künstlers anzusehen ist, reduziert alles Körperliche auf das konstruktive Gerüst, um den Ausdruck des Geistigen zu betonen. Lehmbruck wählte für diesen Steinguß einen sanften grauen Farbton. Die Oberflächenstruktur wurde von ihm so differenziert behandelt, daß sich die schmerzvolle Vergeistigung für den Betrachter sofort vermittelt.

Text: Georg Kolbe Museum, Kulturstiftung der Länder, Melanie Huber 

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George Kolbe Museum

Öffnungszeiten

tägl. 10–18 Uhr

Eintrittspreis

Eintritt: 7 Euro, ermäßigt 5 Euro
Eintritt frei bis 18 Jahre
Jahreskarte: 30 Euro

Adresse

Sensburger Allee 25
14055
Berlin

Anfahrt

Siehe Museumswebsite

Kontakt

Gundula Ancke

Sammlungsbetreuerin

030 24002 700
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