Objekte zu Gast in anderen Museen
Moderne Zeiten. Industrie im Blick von Malerie und Fotografie
Ausstellung: 24.7. – 9.10.2022
Die Ausstellung im Schweinfurter Museum Georg Schäfer versammelt über 100 Werke von 26 in- und ausländischen Leihgebern aus einem Zeitraum von 175 Jahren, endend im 21. Jahrhundert. Aus der Gemäldesammlung des Stadtmuseums Berlin stammen zwei Gemälde der Berliner Maler Karl Eduard Biermann (1803–1892) und Hans Baluschek (1870–1935).
Zu sehen sind auch historische Filmausschnitte und Arbeiten von Künstler:innen wie Adolph von Menzel, Hugo van Werden, Albert Renger-Patzsch, August Sander, Conrad Felixmüller, Oskar Nerlinger, Walker Evans, Otto Steinert, Evelyn Richter, Bernd und Hilla Becher, Robert Voit, Thomas Struth oder Inge Rambow.
Aus der Ankündigung:
„Für den modernen Betrachter wird in der Ausstellung eine ungeahnt breite Entwicklung sichtbar. Den Ausgangspunkt bilden Arbeiten aus den 1850er Jahren: Fabriken in idyllischer Einheit mit der Natur, Innenansichten der Produktionsstätten sowie eine erste Schilderung der Arbeitsprozesse. Zahnrad und Lokomotive werden zu den bekanntesten Bildsymbolen dieser Phase der Textil- und Stahlindustrialisierung. Die Fotografie war zu dieser Zeit noch keine eigene Kunstrichtung, doch früh beauftragte man Fotografen damit, zu Werbezwecken das Werksgelände mit seinen für die damalige Zeit überraschend großen Bauwerken zu erfassen.“
Leihgaben des Stadtmuseums Berlin
Hans Baluschek: Arbeiterinnen, 1900
Es ist Feierabend, zahlreiche Frauen strömen in einer schier nicht enden wollenden Kolonne aus einem Werk. Einige sind individuell charakterisiert, alle blicken müde, ohne gegenseitige Kommunikation vor sich hin. Wie eine stumme Anklage wirkt der mit einem Verband versehene Kopf einer Arbeiterin, die trotz Krankheit gezwungen ist in die Fabrik zu gehen. Hans Baluschek (1870–1935) setzte mit dem Gemälde den arbeitenden Frauen ein Denkmal, die gezwungen waren schwere, oft gesundheitsschädliche und monotone Beschäftigung für weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen zu akzeptieren.
Hans Baluschek war 1898 Mitbegründer der Berliner Sezession, 1913/14 wechselte er zur Freien Sezession und war Mitglied des Vereins Berliner Künstler.
Karl Eduard Biermann: Borsig´s Maschinenbau-Anstalt zu Berlin, 1847
Biermanns Gemälde (siehe Titelbild) ist eines der wenigen deutschen Industriegemälde aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es entstand 1847 im Auftrag August Borsigs aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der vor dem Oranienburger Tor gelegenen Eisengießerei und Lokomotivfabrik. Die umliegenden Fabrikschlote zeigen an, dass sich das Unternehmen im ersten Industriegebiet Berlins befand, wo auch weitere Eisengießereien standen. Das Gelände wurde deshalb im Volksmund auch „Feuerland“ genannt.
Die rechts ins Bild ragende Terrasse des Wohnhauses symbolisiert die Anwesenheit des Besitzers, sie ist jedoch eine freie Ergänzung des Künstlers. Karl Eduard Biermann (1803–1892) schuf mit diesem Gemälde eine Laudatio auf den industriellen Fortschritt und auf eine außerordentliche Unternehmerkariere.
Text: Annette Bossmann, Melanie Huber
Museum Georg Schäfer
Öffnungszeiten
Di 10 – 20 Uhr
Mi–So 10 – 17 Uhr
Mo geschlossen (außer an Feiertagen)
Eintrittspreis
Erwachsene: 5 Euro, ermäßigt: 4 Euro
Eintritt frei: Kinder bis 6 Jahre
Kinder (6–14 Jahre): 2 Euro
Familienkarte: 10 Euro
Anfahrt
Siehe Museumswebsite