12.08.2020

150 historische Bleiverglasungen werden erforscht und digitalisiert

Ernst von Siemens Kunststiftung bewilligt Zuschuss für Restaurierung

Im Rahmen eines Forschungsprojekts hat die Ernst von Siemens Kunststiftung einen Zuschuss in Höhe von 14.442 Euro bewilligt. Damit können nun 150 historische Bleiverglasung aus dem Bestand des Stadtmuseums Berlin gereinigt, erforscht und digitalisiert werden.

Seit 2017 wird im Rahmen der Digitalisierung des Objektbestands des Stadtmuseums Berlin auch die 2.500 Objekte zählende Glassammlung untersucht, auf Vollständigkeit geprüft und ihr Zustand begutachtet. Diese Arbeiten standen zuletzt kurz vor dem Abschluss. Es waren nur noch 150 Bleiverglasungen zu sichten und zu überprüfen, die in sehr unterschiedlichen Formaten von kleinsten, bemalten Wappenscheiben (13 x 10 cm) bis hin zu großen Jugendstil-Fenstern (200 x 120 cm) reichen. Diese Recherchen mussten Corona-bedingt vorübergehend ausgesetzt werden. Nun können sie jedoch dank der großzügigen Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung doch noch 2020 zu Ende geführt werden.   

Einzigartige Zeugnisse

Die erhaltenen Bleiverglasungen stammen aus verschiedenen Berliner Gebäuden und sind oftmals die einzigen Zeugnisse, die von ihnen erhalten geblieben sind. Sehr frühe Beispiele finden sich aus dem 16. Jahrhundert, wie die auf 1598 datierte Wappenscheibe des Markgrafen Johann Sigismund von Brandenburg, die wohl aus dem Hohen Haus in der Klosterstraße 76 stammt und als Belegstück im Königlichen Institut für Glasmalerei aufbewahrt wurde. Noch älter ist ein Marienbildnis von 1490, das wohl in Süddeutschland hergestellt, aber in der Berliner Nikolaikirche eingebaut wurde und damit für die hiesige Glaskunst richtungweisend wurde. Ebenfalls aus der Nikolaikirche stammen zwei Scheibenbildnisse, die um 1420/30 in Stendal und Magdeburg entstanden sind.

Darüber hinaus befinden sich im Bestand des Stadtmuseums Berlin bemalte und datierte Glasscheiben aus dem mittelalterlichen Berlin, aus dem alten Berliner Rathaus des 17. Jahrhunderts sowie aus bemerkenswerten neueren Bauwerken, wie dem Mausoleum für Königin Luise aus dem 19. Jahrhundert im Schlosspark Charlottenburg. Zu den Bleiverglasungen zählt auch eine 16 Einzelszenen umfassende Märchenbildserie des 1973 verstorbenen Künstlers Charles Crodel.

So umfasst die Sammlung der Bleiverglasungen sowohl Produktionen aus der Berlin-Brandenburgischen Region als auch von weiter her, aus ehemaligen kunsthandwerklichen Zentren, die für die Region vorbildhaft wurden. Geplant ist die Veröffentlichung in einem Online-Katalog, der die erzielten Forschungsergebnisse publiziert und sich mit anderen Forschungsprojekten zur Glaskunst verzahnen lässt. 

Stimmen zum Förderungsbescheid

Direktor Paul Spies, 2020 © Stadtmuseum Berlin | Foto: Michael Setzpfandt

 Wir sind sehr froh, dass wir so schnell und unbürokratisch Hilfe für unser Digitalisierungsprojekt Glassammlung bekommen haben und auch für die großzügige Geste, dass wir unsere qualifizierte freie Restauratorin dadurch in der Corona-Krise weiter beschäftigen können.“
(Paul Spies, Vorstand und Direktor Stadtmuseum Berlin)

Restauratorin Bettina Schneider, 2020 © & Foto: Dorothee Letkemann

Ich bin der Ernst von Siemens Stiftung sehr dankbar, dass sie in diesen unsicheren Zeiten mir ermöglicht die einzigartige Glassammlung des Stadtmuseums Berlin restauratorisch und konservatorisch zu bearbeiten. Es ist ein großes Geschenk, wenn diese Arbeit geschätzt und gefördert wird.“
(Bettina Schneider, freie Restauratorin für Glasobjekte)

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Kontakt

Dr. Martina Weinland

Beauftragte für kulturelles Erbe

030 353059 850
Teekanne aus Goldrubinglas
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Kunckels Goldrubinglas

Das brandenburgische Luxusgut, sein Hersteller und die Verheißung der rubinroten Teekanne