800 Jahre Geschichte und Kultur
Doris Leue im „Kunstraum Kraut“
Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte „Auferstehung Christi“ in der Kraut-Kapelle des Museums Nikolaikirche ist vom 10. August bis 4. Oktober 2021 in einer Interpretation der Künstlerin Doris Leue zu sehen.
Mit augenzwinkernden Humor und Lust am fantasievollen Erzählen wendet Doris Leue (geb. 1954) das dramatische Pathos des verlorenen barocken Wandbildes ins unbeschwert Heitere. Dabei greift sie die historische Szene direkt auf und verlagert sie in den unteren Bildbereich.
Zwischen den Wachleuten, die hier mehr purzeln als fallen, eher schlafend erscheinen als geschlagen, tritt Christus freundlich hervor. Auf dem Rand seines offenen Grabes balancierend, hebt er die Hand zum Gruß, die andere hält ein Mikrofon.
Darüber sind die Lüfte voller Engel. Die Künstlerin hat sie aus dem Chor der Kirche hierhergeholt, wo Engelsfiguren eines zerstörten Altars auf eine Weise inszeniert sind, dass sie zu schweben scheinen. So fröhlich umschwirren sie den Auferstandenen, dass man fast meinen könnte, sie singen zu hören: Jesus Christ Superstar! Eine Erfolgsgeschichte – nicht nur im Musical.
ÜBER DEN „KUNSTRAUM KRAUT“
Das Bild ist Teil einer Serie von sieben Variationen zum Thema Auferstehung, nacheinander präsentiert von sieben Künstlerinnen und Künstlern im Kunstraum Kraut. In diesem Projekt geht es darum, sich dem vom preußischen Hofbildhauer Georg Glume (1679–1765) entworfenen Grabdenkmal künstlerisch anzunähern und sich aus zeitgenössischer Sicht mit einer historischen Fehlstelle auseinanderzusetzen. Dabei geht es nicht darum, diese zu rekonstruieren, sondern zu kommentieren und eine Raumsituation zu erarbeiten, die das Thema des verlorenen Bildes in der Kapelle Kraut, die Auferstehung Christi, im Blickwinkel von heute zu interpretieren.