08.09.2022

Friedrich Gilly (1772–1800). Kubus, Licht und Schatten

Pressemitteilung

Nachdem das Museum Knoblauchhaus im Mai 2022 mit dem „Berliner Salon“ wieder für das Publikum öffnete, folgt nun ein weiteres Highlight: „Friedrich Gilly (1772–1800). Kubus, Licht und Schatten“ widmet sich dem innovativsten deutschen Architekten der Zeit um 1800, der nicht nur ein Lehrer Karl Friedrich Schinkels war, sondern mit seinen noch heute hochmodern wirkenden Architekturentwürfen auch ein Vorläufer des Bauhauses. Anlässlich des 250. Geburtstags von Gilly veranstaltet das Stadtmuseum Berlin zeitgleich zum Beginn der Sonderausstellung ein wissenschaftliches Symposium mit renommierten nationalen und internationalen Expert:innen.

Dr. Jan Mende, Kurator (Stadtmuseum Berlin): „Wir freuen uns, mit Friedrich Gilly einen Überflieger der Berliner Architektur-Szene zu würdigen. Vielen ist er sicherlich unbekannt, aber er genießt bis heute Kultstatus! Die Architekten der Moderne waren fasziniert von seiner blockhaften Bauweise. Peter Behrens, Mies van der Rohe und sogar Andy Warhol ließen sich von Gillys Werk inspirieren.“

Der im Alter von 28 Jahren verstorbene Friedrich Gilly galt seinen Zeitgenoss:innen als Künstlergenie und Erneuerer der Architektur. Trotz seiner Jugend war er der Kopf der Berliner Architekturszene und ein großes Vorbild für Karl Friedrich Schinkel. Radikal wie niemand sonst zielte Gilly aufs Ganze: Baukunst war für ihn eine treibende Kraft für gesellschaftliche Erneuerung. In seinen Architekturentwürfen ging er von geometrischen Grundkörpern aus – Kubus, Würfel und Walze – und inszenierte sie mit Licht und Schatten. Kaum etwas davon wurde gebaut, denn Friedrich Gilly verstarb viel zu früh. Doch sein Werk wirkte weiter und inspirierte die Architektur der Bauhaus-Zeit bis hin zur Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe. Furore machte Gilly 1797 mit einem großformatigen Entwurf zu einem Denkmal für König Friedrich II. Seine monumentale, an der französischen „Revolutionsarchitektur“ orientierte Denkmalskonzeption war etwas bahnbrechend Neues. Gilly hat aber auch die Baudenkmalpflege in Preußen begründet und war einer der ersten Professoren an der Berliner Bauakademie.


Kubus, Licht und Schatten

Die Ausstellung im Museum Knoblauchhaus geht in drei Themenräumen dem Werk Friedrich Gillys nach: Beim „Kubus“ dreht sich alles um die architektonischen Prinzipien dieses Künstlers. In „Licht“ gibt es eine Begegnung mit klassizistischen Idealentwürfen. Und bei „Schatten“ um Dramatisierung, Frühromantik und Gillys persönliche Tragik. Insgesamt werden 61 Zeichnungen und Grafiken präsentiert, begleitet von fünf Architekturmodellen und verschiedenen Luxusprodukten im Gilly-Design. Absolutes Highlight ist der berühmte Originalentwurf zum Denkmal Friedrichs des Großen – eine selten gezeigte Leihgabe des Kupferstichkabinetts Berlin. Weitere eigenhändig gezeichnete Gilly-Blätter stammen aus der Grafischen Sammlung des Stadtmuseums Berlin, der Akademie der Künste, der Schlösserstiftung Berlin-Brandenburg, der Alten Nationalgalerie, der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, der Klassikstiftung Weimar und aus Privatsammlungen.

Eindrucksvoll ist der 21-teilige, höchst luxuriöse Dionysos-Tafelaufsatz, der erst unlängst aus dem Besitz der Herzöge von Württemberg im Kunsthandel auftauchte und sich nun in einer Privatsammlung befindet. Der Tafelaufsatz wurde um 1800 in Berlin gefertigt, wohl nach Entwürfen Gillys. Nicht minder spektakulär ist die Präsentation der „Minerva-Platte“ aus dem ehemals 36 Meter langen Fries der Alten Münze. Das Relief wurde von Gilly entworfen und von Johann Gottfried Schadow in Sandstein ausgeführt. Dieser Klassiker der klassizistischen Bildhauerkunst war der Öffentlichkeit jahrzehntelang verborgen, kann nun aber dank der Schadow Gesellschaft Berlin zumindest als Teilstück wieder gezeigt werden.

Unter dem Titel „Teenager, Schneidermeister und Gerichtspräsident: Gottfried Schadows Portraitbüsten für das bürgerliche Berlin“ widmet das Stadtmuseum Berlin dem Bildhauer Johann Gottfried Schadow zudem eine Intervention innerhalb der Dauerausstellung „Berliner Leben im Biedermeier“. Vom 26. Oktober 2022 bis 21. Februar 2023 werden zehn bürgerliche Portraitbüsten von Schadow und dessen Umfeld im Museum Knoblauchhaus präsentiert: eine kleine Ergänzung zur Schadow-Retrospektive in der Alten Nationalgalerie.


Symposium: 250 Jahre Friedrich Gilly (1772–1800)

Begleitend zur Ausstellung im Museum Knoblauchhaus veranstaltet das Stadtmuseum Berlin in Kooperation mit dem Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik ein wissenschaftliches Symposium zu Friedrich Gilly. Eingeladen sind 17 renommierte Architektur- und Kunst-Expert:innen aus Deutschland, Polen und den USA, darunter Prof. Barry Bergdoll (New York), Dr. Jerzy Krzysztof Kos (Breslau/Wroclaw), Prof. Petra Lohmann (Siegen), Prof. Christiane Salge (Darmstadt) und Prof. Ulrich Leben (Montcuq-en-Quercy). 

„Den 250. Geburtstag Friedrich Gillys feiern eine Ausstellung und ein Symposium, die sehr schnell, sehr kompetent und in unkompliziertem Zusammenspiel von Museum, Wissenschaft und Kunsthandel auf den Weg gebracht wurden. Die Ernst von Siemens Kunststiftung ermöglicht den Druck der Publikation, die Gillys Werk feiert und aktuelle Forschungsergebnisse zusammenfasst.“, freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.


Die von Dr. Jan Mende kuratierte und von Frank C. Möller initiierte Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier.

Das Symposium und die Begleitausstellung im Museum Knoblauchhaus werden ermöglicht durch die Unterstützung der Ernst von Siemens-Kunststiftung, der HERMANN REEMTSMA STIFTUNG, der Birkelschen Stiftung für Kunst und Kultur und weiterer Spender.

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