Beginn:  
21.10.2010
  |   Ende:  
27.03.2011

Berlins vergessene Mitte

Stadtkern 1840 – 2010

In Berlin gibt es viele Zentren städtischen Lebens. Sogar die Hinweisschilder auf der Autobahn weisen auf mehr als eines hin. Wer aber weiß, wo die eigentliche Mitte Berlins zu finden ist? Das Rote Rathaus und der Fernsehturm deuten es zwar schon aus der Ferne sichtbar an. Doch nur wenige Bürger und Besucher der Stadt wissen das Gebiet rund um die beiden Wahrzeichen als deren mittelalterlichen Geburtsort zu benennen. Die Nikolai- und die Marienkirche lassen bestenfalls noch erahnen, dass hier eine gewachsene historische Altstadt durch kontinuierlichen Umbau, vor allem aber durch den verheerenden Zweiten Weltkrieg und die darauf folgende fundamentale Umgestaltung zur sozialistischen Hauptstadt verloren gegangen ist. 

Früherer Glanz und Umgestaltung

So wie sich der Stadtkern heute präsentiert, ist er umstritten. Was soll hier werden, was soll bleiben, und wer soll darüber entscheiden? Denn sie ist nicht nur ein zentraler urbaner Lebensraum für die Menschen, die hier wohnen, sondern auch das Zentrum der Hauptstadt Berlin. Und wie dieser Ort geformt wird zeigt zugleich, wie mit Geschichte und ihren Folgen für die Gegenwart umgegangen wird. Wer hier klug und zukunftsfähig entscheiden will, muss die vergessene Mitte kennen und verstehen.

Blick vom Turm der Marienkirche auf die Kaiser-Wilhelm-Straße in Richtung Lustgarten, um 1920 © Stadtmuseum Berlin | Foto: Albert Vennemann

Mit der Sonderausstellung „Berlins vergessene Mitte“ erinnert das Stadtmuseum Berlin an den früheren Glanz von Berlins historischem Zentrum und dokumentiert dessen totale Umgestaltung durch Modernisierung, Krieg und Wiederaufbau. Dabei richtet sie den Fokus auf die vielfältigen Veränderungen seit den Anfängen der Industrialisierung. Schon damals begann sich der historische Kern der Doppelstadt Berlin-Cölln durchgreifend zu verändern. Mittelalterliches Fachwerk stand mit einem Mal Tür an Tür neben repräsentativen Wohnbauten, gründerzeitlichen Mietskasernen und Stein gewordenen Macht-Demonstrationen wilhelminischer Verwaltungs-Architektur.

Die utopischen Stadtentwürfe der Weimarer Zeit blieben zwar Fiktion, und der totalitäre Traum vom Umbau Berlins zur Welthauptstadt blieb ein größenwahnsinniges Hirngespinst. Doch im Krieg fiel das Zentrum wie der Rest des Reiches in Schutt und Asche. Auf den bis auf die Fundamente beseitigten Ruinen verwirklichte die neu gegründete Deutsche Demokratische Republik ihre Vision von einem architektonisch der Zukunft zugewandten Repräsentationszentrum für den „Arbeiter-und-Bauern-Staat“. Bis der Mauerfall schließlich eine neue Zeit von Abriss und Neubau einläutete.

Berührender fotografischer Stadtrundgang

Die Ausstellung im Ephraim-Palais zeigt vor allem anhand von vielfach unveröffentlichten Fotografien, wie sich Berlins alte Mitte seit 1840 verändert hat. Fotografien neueren Datums widmen sich den jüngsten Veränderungen der alten Mitte. Sie bieten den Rahmen für einen eindrucksvollen Rundblick über die wechselhafte Geschichte Berlins, der in einer Art virtuellem Stadtrundgang ein Verständnis für die Struktur der Stadt vermittelt und den Betrachter auch emotional berührt.

Filmische Dokumente zur Stadtgeschichte runden die Sonderschau ab. Ein breit gefächertes Veranstaltungsprogramm begleitet die Ausstellung und regt zur Diskussion über den Umgang mit „Berlins vergessener Mitte“ an.

Das historische Kaiserpanorama des Märkischen Museums zeigt ab 12.  Januar 2016 Alt-Berlin in stereoskopischen Bildern!

Die Berliner Gedächtniskirche 1945 und heute | Fotos: Cecil Newman / Jochen Wermann © Stadtmuseum Berlin
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Berlin 1945 | 2015

Fotografien von Cecil F. S. Newman und Jochen Wermann

Paul Spies in der Ausstellung Berlin Global
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Die programmatische Vision für das Stadtmuseum Berlin