Gras drüber wachsen lassen

Hanfanbau im Museumsdorf Düppel

Zum Außenbereich des Museumsdorfs Düppel gehören auch Ackerflächen. Sie werden nach dem mittelalterlichen Prinzip der Dreifelderwirtschaft bewirtschaftet. Nun bekommt die Natur-Ausstellung Zuwachs von einer altbekannten Nutzpflanze: dem Hanf.

Der Frühling will sich im Bezirk Steglitz-Zehlendorf noch nicht so richtig blicken lassen, doch Claus-Christoph Arbeiter ist vorbereitet. Flink schnürt er seine Haube unter dem Kinn zusammen. Der fest angestellte Landschaftspfleger, zugleich Mitglied im Fördererkreis Museumsdorf Düppel e.V., hat sich in mittelalterliche Schale geworfen. Vor allem der kapuzenähnliche Überwurf, der Gugel, schützt den Landschaftspfleger zuverlässig vor Wind und Wetter.

In den vergangenen Wochen hat der Mitarbeiter des Stadtmuseums Berlin den Acker vor dem mittelalterlichen Dorfplatz vorbereitet. Von Hand hat er alte Roggenpflanzen aus dem Boden gezupft. Der Roggen war einst die wichtigste Kulturpflanze in der mittelalterlichen Siedlung im heutigen Landschaftsschutzgebiet am Krummen Fenn. Der Anbau von Nutzpflanzen wird im Museumsdorf Düppel nach dem nachhaltigen und bodenschonenden Prinzip der Dreifelderwirtschaft betrieben. Wintergetreide, Sommergetreide und Brache werden im Wechsel auf drei nebeneinanderliegenden Feldern angelegt. Neu dabei: der Textilhanf.

Hier wachsen im Wechsel Roggen und Hanf © Stadtmuseum Berlin | Foto: Robert Bussler

Experimente mit Hanf

Dass in der ehemals slawisch-deutschen Siedlung im heutigen Berliner Ortsteil Nikolassee einst Hanf angebaut wurde, haben Analysen am Krummen Fenn ergeben. Dort wurden Hanfpollen entdeckt. Man geht davon aus, dass der Nutzhanf in der mittelalterlichen Siedlung fast genauso wichtig war wie der Roggen – und zwar unter anderem für die Herstellung von Kleidung und Seilen.

Wie genau Hanf in der Zeit um das 12. Jahrhundert angebaut und verwendet wurde, soll in den kommenden Jahren erforscht werden. Mit der für den Hanfanbau erforderlichen Sondergenehmigung und nach den Methoden der Experimentellen Archäologie werden zunächst die Aussaat, die Ernte sowie das Trocknen des Textilhanfes analysiert und dokumentiert. Danach erfolgt die „Röste“, bei der sich die Pflanzenfasern voneinander lösen, und schließlich das Brechen“, mit dem die Fasern für das Spinnen vorbereitet werden. Für diese außergewöhnlichen, experimentellen Untersuchungen arbeitet das Museumsteam unter anderem mit dem Lehrstuhl für Experimentelle Archäologie an der University of Exeter (Großbritannien) zusammen. Ein weiterer Kooperationspartner ist das Deutsche Archäologische Institut in Berlin. Die Ergebnisse sollen dann auch den Besuchenden des Museumsdorfs Düppel leicht verständlich vermittelt werden.


Erster Faserhanf © Stadtmuseum Berlin | Foto: Melanie Huber

Wenn alles gut geht, könnten die Archäologin Julia Heeb und acht ehrenamtliche Projektmitarbeitende aus dem Fördererkreis dann bald selbst Kleidung und Seile aus Hanf herstellen. Aber erst einmal muss der Hanf in die Erde. Da davon ausgegangen wird, dass im Mittelalter noch keine Saatrillen angelegt wurden, streut Landschaftspfleger Arbeiter den Textilhanf von Hand über den Acker. Der forsche Wind beschleunigt die Aussaat. Arbeiter ist zufrieden: „…dann lassen wir da mal das Gras drüber wachsen.“

Text: Melanie Huber 

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