Das Ephraim-Palais

Die bewegte Geschichte eines Berliner Baudenkmals

An einer vielspurigen Hauptverkehrsstraße im Zentrum von Berlin gelegen, vermittelt das historische Ephraim-Palais den Anschein eines Stückchens ungebrochener Kontinuität in einem Meer der Veränderung. Doch der Schein trügt, denn das Gebäude hat eine überaus wechselhafte Geschichte.

Der Name des Ephraim-Palais geht auf den Bauherrn Veitel Heine Ephraim (1703 – 1775) zurück, einen jüdischen Hofjuwelier und Münzpächter im Dienst von Preußens König Friedrich II. Schon der Vorgängerbau des nach ihm benannten Palais hatte eine bedeutende Geschichte. Vom späten 15. Jahrhundert bis 1739 befand sich hier, wo die Poststraße in den Mühlendamm mündet, die erste und älteste Apotheke Berlins. 1762 erwarb Veitel diese mitsamt Grundstück und einem weiteren Gebäude an der Straßenecke. In Ephraims Auftrag verband Baumeister Friedrich Wilhelm Diterichs die beiden Gebäude mit einem ovalen Treppenhaus und baute sie bis 1766 zu einem prächtigen Eckhaus im Stil des Rokoko um.

Das Ephraimsche Haus in der Poststraße, Carl Emil Doepler (Holzstich), 1874 © Stadtmuseum Berlin

In unmittelbarer Nachbarschaft von Molkenmarkt und Mühlendamm – einem zu Lande wie zu Wasser verkehrsreichen Spreeübergang mit Schleuse – galt das bürgerliche Ephraim-Palais schon bald als „schönste Ecke“ Berlins. In ihrem barocken Schmuck konnte sie es mit dem nahegelegenen königlichen Schloss aufnehmen, was sicherlich auch beabsichtigt war.

Abgetragen und eingelagert

Bis 1823 blieb das Palais im Besitz der Familie Ephraim, danach wechselte es mehrfach den Besitzer. Der Berliner Stadtbaurat Hermann Blankenstein ließ es zwischen 1892 und 1895 – im gleichen Baustil – entlang des Mühlendamms erweitern. Auch zur Spree hin präsentiertes es sich nun als elegantes, gerundetes Eckhaus.

Beginn der Abbrucharbeiten, 1936 © Stadtmuseum Berlin – Edith Weinsheimer

Für den zunehmenden Schiffs- und Straßenverkehr wurde 1925 ein tiefgreifender Umbau der Mühlendammschleuse und des Mühlendamm beschlossen: Zwischen Fischerinsel und Waisenbrücke  sollte eine zweite Schleusenstufe entstehen, die Spree verbreitert werden, der bebaute Mühlendamm verschwinden und eine großzügig dimensionierte Brücke von 37 Metern Länge den alten, schmalen Vorgänger ersetzen. Das Ephraim-Palais – seit 1843 im Besitz der Stadt und zwischenzeitlich unter anderem als Einwohnermeldeamt genutzt – störte nun. Doch erst, nachdem aufgrund von Protesten der Wiederaufbau zugesichert worden war, wurde das Palais 1936/37 abgetragen und die Fassade in wesentlichen Teilen im Berliner Stadtteil Wedding eingelagert.

Der Zweite Weltkrieg verhinderte die vollständige Umsetzung der Pläne für den Mühlendamm. Eine stählerne Behelfsbrücke wurde beim Kampf um Berlin von den Verteidigern der Stadt gesprengt. Bis 1968 entstand an ihrer Stelle die heutige, schmucklose Mühlendammbrücke aus Spannbeton mit 45 Metern Breite. Nur ihr Name erinnert noch an den einstigen Damm in der Spree.

Zwischen Ost und West

Wiederaufbau des Ephraim-Palais, Sommer 1986 © Stadtmuseum Berlin | Foto: Wolfgang Gottschalk

West-Berliner Pläne, das Ephraim-Palais in Kreuzberg wieder aufzubauen, scheiterten 1982. Doch im Zuge der Rekonstruktion des Nikolaiviertels anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins wurde schließlich mit dem Wiederaufbau begonnen. Im Sommer 1983 kamen die erhaltenen Gebäudeteile zu diesem Zweck von West- nach Ost-Berlin

Bis 1987 entstand das das Ephraim-Palais unter Verwendung der originalen Fassadenteile in seiner historischen Gestalt aus der Zeit vor der Erweiterung von 1895 neu – wegen der verbreiterten Straße und des ansteigenden Fahrbahndamms nun einige Meter nordwestlich seines ursprünglichen Standorts und etwas erhöht. Seither dient das rekonstruierte Gebäude als repräsentativer Ort der Kultur. In seinen Räumen zeigt das Stadtmuseum Berlin wechselnde Sonderausstellungen zu breit gefächerten Themen rund um Berliner Geschichte, Lebensgefühl und Kultur. Zudem ist das Ephraim-Palais die Heimat der Ephraim Veitel Stiftung zur Förderung jüdischen Lebens in Deutschland, die dort 2019 ihr 220-jähriges Bestehen feierte.

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