Unheimlich Fantastisch – E. T. A. Hoffmann 2022

Stabi Kulturwerk | Staatsbibliothek zu Berlin

Ausstellung: 17.8.–2.11.2022

2022 jährt sich der Todestag des Schriftstellers, Komponisten und Zeichners E.T.A. Hoffmann (1776–1822) zum 200. Mal. Aus diesem Anlass veranstaltet die Staatsbibliothek zu Berlin in Kooperation mit der Staatsbibliothek Bamberg und dem Deutschen Romantik-Museum eine große Ausstellung über das Multitalent. In Berlin zu sehen sind Leihgaben des Stadtmuseums Berlin: das Original-Manuskript von „Der Sandmann“ und ein Chordaulodion.

Die Ausstellung führt die einzigartigen Bestände der kooperierenden Institutionen zu E.T.A. Hoffmann erstmals zusammen und bringt sie in Dialog mit hochkarätigen Leihgaben, gegenwartskünstlerischen Interventionen und innovativen digitalen Vermittlungsstrategien. Im Stabi Kulturwerk der Staatsbibliothek zu Berlin wird die Ausstellung zusätzlich durch weitere Themenschwerpunkte mit spezifischem Berlin-Bezug ergänzt.

„Der Sandmann“

Am 25. Juni 1822 starb E. T. A. Hoffmann 46-jährig in Berlin. Am 28. Juni wurde er auf dem Friedhof der Jerusalems-Gemeinde beim Halleschen Tor (Kreuzberg) beigesetzt. Sein Nachlass wurde noch im selben Jahr versteigert. Der Jurist, Schriftsteller und Verleger Julius Eduard Hitzig erwarb einen Teil davon. Dessen Nachlass wiederum bewahrt zum Teil das Stadtmuseum Berlin. Im Hitzig-Nachlass befindet sich neben dem Sandmann-Manuskript auch das Libretto zur Oper „Undine“ von Fouqué. 


Das Manuskript besteht aus 17 handgeschriebenen Blättern © Stadtmuseum Berlin

Die Erzählung „Der Sandmann“ hat Hoffmann vermutlich in Berlin im November 1815 geschrieben. In der handgeschriebenen ersten Fassung ist das Datum 16. November 1815 vermerkt. Das erste Blatt und damit der Anfang der Erzählung fehlt. Das Blatt wurde nach der Bindung offenbar herausgerissen, ein kleiner Streifen davon ist im Bundbereich zu erkennen. Das Schauermärchen ist die erste Erzählung von insgesamt drei im Zyklus „Nachtstücke

Aufnahme aus dem Depot des Stadtmuseums Berlin: Dieses Chordaulodion, erstellt durch den Musikinstrumentenbauer Friedrich Kaufmann, ist auf das Jahr 1836 datiert. © Stadtmuseum Berlin

Das Chordaulodion

Zeitlebens war, und ist auch heute, Hoffmann für seine literarischen Texte bekannt. Dabei spielte die Musik eine bedeutende Rolle in seinem Leben. Auch verstand er sich selbst als Komponist. Mit dem Begriff „Romantische Musik“ hat Hoffmann einen ganzen Musikstil geprägt. 

Ein populäres Instrument der damaligen Zeit war das Chordaulodion. Es ist ein eigenständiger Instrumententyp, in dem das Zusammenspiel von Hammerklavier und Flötenwerk über eine Stiftwalze gesteuert wird. Es gehört zu den ersten mechanischen Musikinstrumenten, die über ein dynamisches Spiel verfügen. Nur zwei weitere Instrumente dieser Bauart sind heute noch erhalten.

Einblick in die Restaurierungsarbeiten

Für die Hoffmann-Ausstellung wurde das Musikinstrument von Stadtmuseums-Mitarbeiterin Aileen Laska restauriert. Sie gibt einen Einblick in die Restaurierungsmaßnahmen:

„Zu Beginn der Restaurierung habe ich im Hausarchiv recherchiert und zu meiner Überraschung einen Schriftverkehr zum Chordaulodion gefunden. Darin ist zu erfahren, dass das Chordaulodion aus dem Besitz der Dresdner Erbauerfamilie Kaufmann stammt und von Friedrich Kaufmann (1785–1866) gebaut wurde. An der Platine findet sich die entsprechende Signatur ‚F. Kaufmann & Sohn DRESDEN‘ und ‚No. 47‘. In einem Schreiben wird auch die alte Inventarnummer erwähnt.

Das Chordaulodion zeigt heute an der Front und an den Seiten Glas. Im Inventarbucheintrag aus dem Jahr 1937 ist es jedoch ‚mit gelben Seidenstofffüllungen‘ vermerkt. Während der Restaurierungsmaßnahmen habe ich das Glas an der Front herausgenommen und dabei Leim- und verschiedene Stoffreste im Rahmen gefunden. Eine nähere Untersuchung durch unsere Textilrestauratorin ergab vier verschiedene Faserreste, die auf vormalige Stoffbespannungen in Gelb, Rot, Hellblau/Grün und Blau rückschließen lassen. Darüber hinaus ist der Korpus Anfang der 1960er Jahre im unteren Bereich stark verändert worden. In einem Restaurierungsprotokoll von 1964 ist zu erfahren, dass das Chordaulodion durch Kriegseinwirkungen und durch die ungünstige Lagerung im Keller des Ermelerhauses ‚fast hoffnungslos verrottet‘ war.“

Programm im Jubiläumsjahr

Stationen der Ausstellung

  • 25.7.– 22.10.22, Staatsbibliothek Bamberg
  • 17.8.– 2.11.22, Stabi Kulturwerk, Staatsbibliothek zu Berlin 
  • 24.11.22–12.2.23, Deutsches Romantik-Museum, Frankfurt am Main

Lernen Sie Hoffmann als scharfen Beobachter, Grenzgänger und Workaholic kennen, für den die Tage und Nächte nicht lang genug sein konnten, und erfahren Sie, wie Hoffmann ganz ohne Social Media seinen Avatar entwickelte oder was er angesichts zeitgenössischer Musikautomaten über künstliche Intelligenz dachte. Gegenwartskünstlerische Installationen schlagen einen Bogen in unsere Zeit und stellen originale Handschriften, Bücher, Zeichnungen und Objekte in neue Zusammenhänge. Über 300 Kulturveranstaltungen deutschland- und europaweit ergänzen das Programm! Weitere Informationen gibt es unter www.etah2022.de.

Text: Staatsbibliothek zu Berlin, Aileen Laska, Melanie Huber 

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