Moses Mendelssohn – „Wir träumten von nichts als Aufklärung“

Jüdisches Museum Berlin

Ausstellung: 14.4. –11.9.2022

Die aktuelle Sonderausstellung im Jüdischen Museum Berlin erzählt von Mendelssohns Leben in Berlin und zeigt ihn inmitten einer Zeit des Umbruchs und Aufbruchs als Integrations­figur polarisierender Kräfte. Leihgaben des Stadtmuseum Berlin kommen aus den Sammlungen Gemälde, Grafik und Fotografie.

Mit seinen christlichen und jüdischen Freund:innen diskutiert Moses Mendelssohn Fragen aus Philosophie und Politik. Als Autor fordert er sein Publikum zum kritischen Denken auf. Als gesetzes­treuer Jude verbindet er die Tradition mit den Ideen der Aufklärung, engagiert sich für weltliche Bildung und Gleich­berechtigung seiner „jüdischen Nation“. Seine Übersetzung der Tora macht religiöses Wissen allen zugänglich.

Die Ausstellung präsentiert die Epoche der Aufklärung als Umbruchs­labor: Menschen­rechte, Meinungs­freiheit und die Viel­falt individueller Lebens­entwürfe werden formuliert und eingefordert. Mit seinen Argumenten für die Emanzipation der Jüdinnen und Juden, für Minder­heiten­rechte und die Trennung von Staat und Religion eröffnet Mendelssohn Wege in die Moderne – und provoziert bis heute Fragen zur jüdischen Identität.

Text: Jüdisches Museum Berlin 

Vermutlich im 18. Jahrhundert errichtet: Das Wohnhaus an der Spandauer Straße, 1886 © Stadtmuseum Berlin | Foto: Emil Salingré

Leihgaben des Stadtmuseum Berlin

Aus der fotografischen Sammlung des Stadtmuseum Berlin stammt eine Aufnahme aus dem Jahr 1886, die den ersten Berliner Wohnsitz von Moses Mendelssohn und seiner Familie zeigt. Dieser befand sich an der Spandauer Straße 68 (seit 1913: Nr. 33) im Zentrum von Alt-Berlin. Hier wohnten zeitweise auch der Verleger Friedrich Nicolai (1733–1811) und der Dichter Gottfried Ephraim Lessing (1729–1781). Das Haus galt zu Mendelssohns Lebenzeiten als interkultureller Treffpunkt jüdischer und christlicher Gelehrter. 

Aus der grafischen Sammlung des Stadtmuseum Berlin stammt eine Druckgrafik, die das Konterfei des Verlegers Friedrich Nicolai zeigt. 


Der Künstler Johann Michael Siegfried Lowe (1756–1831) fertigte das Portrait von Friedrich Nicolai an © Stadtmuseum Berlin

Joseph Friedrich August Darbes: Bildnis Elisa von der Recke, 1784 © Stadtmuseum Berlin

Aus der Gemäldesammlung

Weiterhin sind zwei Gemälde aus der Gemäldesammlung des Stadtmuseum Berlin vertreten. So etwa das Bildnis von Elisa von der Recke (1754-1833) des Malers Joseph Friedrich August Darbes (1784). Elisa von der Recke war eine deutsch-baltische Dichterin. In den letzten Lebensjahren Mendelssohns zählte sie zu den wenigen Frauen in dessen Freundeskreis, die im intellektuellen Austausch mit ihm waren. Sie selbst erlangte 1787 mit ihrem Abrechnungs-Buch über den Grafen Alessandro Cagliostro große Bekanntheit.

Blick vom Schlossplatz in die Königstraße, 1788

Carl Traugott Fechhelm (1748-1819) war einer von vier Brüdern der Malerfamlie Fechhelm, von der im 18. Jahrhundert entscheidende Impulse für die Berliner Vedutenmalerei ausgingen. Das Gemälde Fechhelms zeigt im Vordergrund Alt-Cölln mit Schloss und Militär. Jenseits der Brücke fällt der Blick auf die Bürgerhäuser in der Königstraße in Alt-Berlin, wo die jüdische Bevölkerung hauptsächlich wohnte. Kaum ein anderes Gemälde vermittelt so eindrücklich den baulichen und auch sozialen Gegensatz zwischen beiden Berliner Teilstädten und trägt so zum Verständnis des städtischen Raumes zur Zeit Mendelssohns bei.


Carl Traugott Fechhelm: Blick vom Schloßplatz in die Königstrasse, 1788 © Stadtmuseum Berlin
 

Text: Melanie Huber 

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Jüdisches Museum Berlin

Öffnungszeiten

tägl. 10–19 Uhr
jmberlin.de

Eintrittspreis

Eintritt Wechselausstellungen: 8 Euro, erm. 3 Euro, bis 18 Jahre Eintritt frei
Der Eintritt in die Dauerausstellung ist frei.

Adresse

Lindenstr. 9–14
10969
Berlin

Kontakt

Ines Hahn

Sammlungsleiterin Fotografie

030 353059 919

Kontakt

Andreas Teltow

Sammlungsleiter Grafische Sammlung

030 24002 145

Kontakt

Annette Bossmann

Sammlungsleiterin Gemäldesammlung

030 353059 130
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