Das Marinehaus

Neues Leben in alten Mauern

Das Marinehaus ist geschichtlich eng mit dem benachbarten Märkischen Museum verknüpft. Nach Jahrzehntelangem Dornröschenschlaf soll das traditionsreiche Gebäude nun wieder zum lebendigen Ort städtischer Kultur werden.

Bis in die 1960er Jahre durch die Waisenbrücke mit dem gegenüberliegenden Ufer der Spree verbunden, flankieren die beiden 1908 fertiggestellten Gebäude den Märkischen Platz. Zusammen mit dem im Zweiten Weltkrieg zerstörten „Kaufhaus Neu-Kölln“, auf dessen Gelände sich heute eine Wiese befindet, bildeten sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Kern des damals aufstrebenden Stadtviertels Neukölln am Wasser.

Durch Anbindung an den S-Bahnhof Jannowitzbrücke und den U-Bahnhof Inselbrücke (seit 1935 Märkisches Museum) sowie durch den Bau neuer Geschäftshäuser am Köllnischen Park und entlang der Wallstraße hatte dieser vormals beschauliche Teil der Luisenstadt einen rasanten Aufschwung genommen. Das Marinehaus sollte dieser Entwicklung weitere wirtschaftliche und städtebauliche Impulse geben.

Das Marinehaus am Märkischen Platz 1910 © Stadtmuseum Berlin | Foto: Max Missmann

Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex des Architekten Otto Liesheim an der Ecke Märkisches Ufer / Am Köllnischen Park setzt sich aus zwei heute getrennten Teilen zusammen. Während das in Privatbesitz befindliche, an die Botschaft der Volksrepublik China angrenzende Wohnhaus Gastronomie beherbergt, steht der benachbarte ehemalige Saalbau Am Köllnischen Park gegenüber dem Märkischen Museum seit langem leer. Dieser Gebäudeteil umfasst neben dem straßenseitigen Hauptflügel einen durch Reste eines 1984 abgetragenen Turms verbundenen Seitenflügel.

Erster Weltkrieg lässt Investorenträume platzen

Von der Mischung aus Wohnungen, Geschäftsräumen und Veranstaltungstrakt mit Festsaal, Vereinszimmern und Gastronomie versprach sich die Berliner Kriegerheim GmbH als Investor lebhaften Publikumsverkehr. Doch der Erste Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise machten alle Pläne zunichte. 1918 muss die Berliner Kriegerheim GmbH Konkurs anmelden.

Im Februar 1919 wurde das  leerstehende Gebäude zum Sitz der revolutionären Volksmarinedivision, die dort auch ihre Waffen lagerte. Während der Märzkämpfe wurde das Marinehaus von regierungstreuen Truppen beschossen und schließlich besetzt, die Volksmarinedivision aufgelöst. In der Folge wechselte das Marinehaus mehrmals den Besitzer. Die Berliner Landesversicherungsanstalt als neuer Eigentümer ließ es in den 1920er Jahren zum Bürogebäude umbauen. Im ehemaligen Festsaal wurden zu diesem Zweck zwei Zwischendecken eingezogen. 

Marinehaus und wiederhergestellter Turm des Märkischen Museums nach dem Zweiten Weltkrieg © Stadtmuseum Berlin | Foto: Lothar Eckert

Später Neubeginn

Nach vergleichsweise geringen Schäden im Zweiten Weltkrieg – nur ein rückseitiger Gebäudeflügel ging verloren – war das Marinehaus ab 1945 wieder Versicherungssitz, danach Tuberkulosezentrum. Durch Verstaatlichung der Versicherungen in der DDR gelangte das Gebäude in den Besitz des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB), der im Saalgebäude 1970 Zwischenwände einziehen ließ. Zwischen 1984 und 1987 wurde mit einer umfassenden Modernisierung begonnen, der straßenseitige Turm abgerissen, die Fassade umgestaltet und neue Fensteröffnungen geschaffen. Der Innenausbau blieb unvollendet. Nach Mauerfall und Wiedervereinigung erwarb 1993 die Senatsverwaltung für Finanzen das Marinehaus, nutzte es jedoch nicht. Auch andere behördliche Nutzungen wurden nicht verwirklicht.

Blieben erste Impulse für eine musealen Nutzung in den späten 1990er Jahren noch erfolglos, erhielt die Initiative der Stiftung Stadtmuseum Berlin nach der Jahrtausendwende zunehmend Schwung. Im September 2017 wurde schließlich eine Finanzierungsvereinbarung unterzeichnet, die den Weg zur Wiederbelebung des traditionsreichen Gebäudes ebnet. Mit dem Märkischen Museum wird es künftig den Kern eines Museums- und Kreativquartiers am Köllnischen Park bilden. Dabei wird das Marinehaus als Zentrum musealer, kultureller und gesellschaftlicher Aktivitäten die vielfältigen Angebote des Märkischen Museums ergänzen und erweitern.

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